SONNENAUFGANG – EIN LIED VON ZWEI MENSCHEN

Auf der Folie einer melodramatischen Geschichte entwickelt Murnau in SUNRISE ein stimmiges Bild innerer Haltungen sowie Gefühle voller Intensität. Es ist Murnaus stärkster Film, ein ausgereiftes Werk – ein “filmisches Poem von ungeheurer Kraft” (Filmdienst). All jene Eigenschaften, die Murnau in seinen deutschen Filmen entwickelt hat, sein subtiles Gespür für Einstellungen, Kamerabewegungen, Ausleuchtungen, Valeurs von Tönungen, für Bildrhythmus und Bildkomposition, sein wacher Sinn für Atmosphäre und seelische Reaktionen, kommen in diesem ersten amerikanischen Film zum Ausdruck.
SUNRISE wurde seinerzeit von der Kritik begeistert aufgenommen. Bei der ersten Oscar-Verleihung überhaupt erhielt er den Oscar (Academy Award) für die künstlerische Qualität, für die Hauptdarstellerin und für Kamera sowie eine Nominierung für die Ausstattung.

Eine mondäne Frau aus der Großstadt kommt in ein Dorf am See. Sie verführt den jungen Bauern, fordert ihn auf, mit ihr fortzugehen. Sie drängt ihn, seine Frau, die er mag, zu der aber die Leidenschaft verloren gegangen ist, zu töten. Die Tat misslingt im Ansatz und sät Misstrauen. Mit einem Ausflug in die Stadt möchte er das Geschehen vergessen machen. Es gelingt ihm, ihr einen schönen Tag zu bereiten. Auf der Rückfahrt bringt ein Unwetter das Boot zum Kentern. Die Frau ist verschollen. Die Mondäne triumphiert. Da will der Bauer sie töten. Er besinnt sich jedoch, als er die Nachricht erhält, dass seine Frau noch am Leben ist.