FAUST – EINE DEUTSCHE VOLKSSAGE

Für die Ufa inszenierte Friedrich Wilhelm Murnau nach einem Drehbuch von Hans Kyser 1926 die deutsche Volkssage FAUST. Wie schon in NOSFERATU gelingt es Murnau, in den makabren Szenen das Phantastische real und die Realität phantastisch erscheinen zu lassen. Das alte Spiel dreht sich um ewige Jugend, die Mächte des Guten und des Bösen, die angestrebte Weltherrschaft des gestürzten Engels Luzifer, die Liebe und Verführbarkeit – Spiegelung ist ein Hauptmotiv des Films. Mit Camilla Horn als Gretchen, Emil Jannings als Mephisto und Gösta Ekman als Faust engagierte Murnau herausragende Darsteller des deutschen Films der 1920er-Jahre.

Zur Musik: „Die musikalische Begleitung des Films soll das unruhige Bewegen, das Suchen des Irren erzählen, dem Film gleichzeitig in seiner Dramaturgie folgen, aber nicht seine extremen Gegensätze und die moralischen Positionen untermauern. Die Musik sucht nicht die Verdopplung, sondern das Ausformulieren der Zwischenräume, nicht die Verzierung der Bildwelt, sondern ein Empfinden von Zeitlichkeit, auf einer anderen Ebene, als sie der Film erzählt. Die Musik wird naturgemäß einen Blick aus heutiger Perspektive auf den Film eröffnen, sich dem Ausdruck seiner (Entstehungs-)Zeit aber immer wieder anverwandeln, kokettieren, kurz, seinen Spielregeln folgen und mit ihm spielen.“ (Bernd Schultheis)

Inhalt: „Als der Teufel die Pest über die mittelalterliche Kleinstadt hereinbrechen lässt, hilft kein Beten, um dem Massensterben Einhalt zu gebieten. In seiner Verzweiflung ruft der gottesfürchtige Faust Mephisto an und bittet ihn, seine Mitbürger zu retten. Mephisto verspricht alles, wenn nur Faust sich bereit erkläre, seine Seele dem Teufel zu verschreiben. Einen Probetag lang wolle er dann sein gehorsamer Diener sein. Faust lässt sich auf den Pakt ein, die Pest verschwindet. Außerdem erhält er seine Jugend zurück und fliegt auf Mephistos Mantel bis nach Parma, wo er die Herzogin an ihrem Hochzeitstag dem Bräutigam wegschnappt. Schon bald ist er gelangweilt von den endlosen Reisen und Vergnügungen und will in die Heimat zurück. Dort trifft er das tugendhafte Gretchen. Mephisto sorgt mit Bestechung dafür, dass deren Muhme Marthe, eine ordinäre Kurpfuscherin, Gretchen ermutigt, Faust wiederzutreffen, weist jedoch gleichzeitig ihren Bruder auf das nächtliche Stelldichein hin. Der ertappt Gretchen und Faust in flagranti und stirbt beim folgenden Duell mit Faust durch Mephistos Hilfe. Gretchen wird an den Pranger gestellt und eingesperrt. Nach ihrer Freilassung bekommt sie im bitterkalten Winter ihr Kind, kann es aber nicht ernähren. Die Mitbürger wenden sich angewidert ab. Das Kind erfriert, Gretchen kommt als Mörderin auf den Scheiterhaufen. Faust verlangt von Mephisto, ihn dorthin zu bringen, und wird inzwischen wieder zum alten Mann; durch die Liebe werden jedoch beide erlöst.“ (Reclam Filmklassiker)