BEETHOVEN

Fritz Kortner spielt Ludwig van Beethoven in dieser großen Filmbiografie, die zum 100. Todestag Beethovens erschien und sein Leben von der Geburt in Bonn bis zu seinem Tod in Wien nachzeichnet. Fritz Kortner hatte Beethoven bereits 1917 in DER MÄRTYRER SEINES HERZENS des selben Regisseurs verkörpert, was es ermöglichte, Ausschnitte aus dem früheren Film mit dem jüngeren Kortner als jungen Beethoven einzuarbeiten. Kortners Leistung gilt als eine der überzeugendsten Darstellungen Beethovens in der Filmgeschichte. 

 „Ein Beethoven-Film, wie ihn der Wiener Schriftsteller Emil Kolberg erzählt und ein künstlerischer Leiter von, wie es scheint, nicht gewöhnlichen Fähigkeiten, Hans Otto (Löwenstein), ausgeführt hat, konnte sich selbstverständlich nicht die Aufgabe stellen, dem Volke erschöpfend vorzuführen, was Beethoven für das Geistes- und Gemütsleben aller Zeiten bedeutet. In sehr geschickter Weise beschränkten sich beide Verfasser darauf, dem Volke den Menschen Beethoven nahezubringen. Von seiner Kindheit in Bonn am Rhein bis zu dem erschütterndsten aller Trauerspiele, dem Taubwerden des Schöpfers der göttlichen Tonwerke, Prometheus am Felsen der körperlichen Unzulänglichkeit. Dazwischen liegen einige seiner reizendsten Erlebnisse: wie der alte Haydn ihn beim Orgelspiel in Bonn belauscht und die Größe des jungen Menschen erkennt und neidlos fördert; seine Liebe zu der schönen Gräfin Guicciardi, die seine Größe nicht versteht.“ (Der Abend, Wien, Januar 1927) 

„Die Aufgabe, als Komponist den BEETHOVEN-Film für Kino-Orchester zu vertonen, stellte mich anfangs vor ein Dilemma: Kann man Musik über Beethoven schreiben? Hat er selbst nicht alles erklingen lassen, was den Kosmos seiner Person ausmacht? Die Begleitmusik geht fast chronologisch den Lebensstationen Beethovens nach. Ich konzentrierte mich für BEETHOVEN also auf Stücke des Meisters selbst, die ich arrangiert, variiert und anhand der Ereignisse im Film eingesetzt habe. Wo der Film es zulässt, versuchte ich, ein plakatives „Best of“ des Beethov’schen Oeuvres zu vermeiden. Im nächsten Schritt habe ich alle verwendeten Passagen – ca. 70 Auszüge aus mehr als 50 Werken – umstrukturiert und vor allem neu instrumentiert: Aus Klaviersätzen werden Orchesterwerke, aus Orchesterwerken Kammermusik – aus Konzertmusik wird so Filmmusik. Man bedenke, dass die Orchesterinstrumente heute viel mehr Möglichkeiten bieten als noch zu Beethovens Zeiten. Mit den spätromantischen Instrumentierungspraktiken konnte ich die Klangsprache Beethovens und die der 1920er Jahre verbinden. Damit steht dieses Arrangement für Kino-Orchester (Kammerorchester) unmittelbar in der Tradition der Kinomusik der 1920er Jahre, ohne dass die vielen Zitate aus Beethovens Werk ihrem Kontext entfremdet werden.“ (Richard Siedhoff, Januar 2020)