DAS CABINET DES DR. CALIGARI I Sao Paulo I 02. November 2019

„Die Binnenhandlung dieses expressionistischen Stummfilmklassikers erzählt die Geschichte des wahnsinnigen Dr. Caligari, der mit Hilfe eines Somnambulen namens Cesare eine kleine norddeutsche Stadt in Angst und Schrecken versetzt. Tagsüber präsentiert Caligari den an einer merkwürdigen, tranceartigen Krankheit leidenden Cesare auf dem Jahrmarkt. Dort sagt der hochgewachsene, dürre und blasse Somnambule den Schaulustigen die Zukunft voraus. Des Nachts aber schleicht dieser Sklave Caligaris durch die Stadt und begeht unter dem Einfluss seines Herrn furchtbare Morde. Als eines Nachts ein junger Mann ermordet wird, dem Cesare den nahen Tod prophezeit hatte, ahnt Francis, ein Freund des Toten, dass Dr. Caligari mit der Sache zu tun hat. Als Francis´ Freundin Jane von Cesare bedroht und entführt wird, wird der Verdacht zur Gewissheit. Eine aufgebrachte Menge macht sich auf die Jagd nach dem flüchtenden Doktor. In einem Irrenhaus scheint Francis den Schausteller in die Enge getrieben zu haben, da muss er eine furchtbare Entdeckung machen: der wahnsinnige Dr. Caligari ist der Direktor der Anstalt. Die Rahmenhandlung schafft die Doppelbödigkeit des Films: Denn Francis, der die Geschichte von Dr. Caligari erzählte, ist selbst Insasse der Nervenheilanstalt.“ (Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung)

Zur Musik: Zu dem wegweisenden deutschen Stummfilm, der mit seiner provokativen Bildsprache den Beginn des expressionistischen Films markiert, komponierte Stéphane Fromageot eine Musik, die ebenso wie die Erzählung zwischen Realität und Wahnsinn changiert. Je nach Situation wechseln spätromantische Klangpassagen mit atonalen schrägen Brüchen, die die hypnotische Stimmung der horriblen Bilderwelten betonen. Entlang der sechs Akte des Films gestaltete Fromageot eine durchkomponierte, opernhafte Partitur. Für die Hauptcharaktere und Schlüsselszenen des Filmklassikers entwickelte der Komponist prägnante Leitmotive, die er je nach Situation variiert, um stets auf die Realitätsverzerrungen des Regisseurs Robert Wiene zu reagieren.